Der saurische Garten: ein ganzjähriges Menü aus natürlichen Zutaten!
Klima und Höhenlage haben den Speiseplan der Bewohner von Sauris seit jeher beeinflusst. Außerdem gab es für sie aufgrund der weiten Entfernung zu größeren Städten wenig Möglichkeiten, Produkte für den Alltagsbedarf einzukaufen. Daher entstand der „saurische Garten“: ein kleines Stück Land, das jede Familie nach ihren Möglichkeiten bebaute.
Wie ist ein saurischer Garten aufgebaut?
Die typische Form des saurischen Gartens erinnert an einen Friedhof: er ist umzäunt und in der Mitte durch rechteckige, erhöhte Beete unterteilt. In jedes Rechteck wird Mist eingegraben. Dank dieser Methode wird nicht nur die Erde gedüngt, sondern auch bei niedrigen Temperaturen eine Ernte garantiert. Der eingegrabene Mist produziert durch Gärung Wärme und sorgt dafür, dass die Samen auch in den kälteren Jahreszeiten, wie Frühjahr und Herbst, auskeimen.
Sommer- und Wintergemüse
In jedem Beet wird eine eigene Gemüseart angebaut: Mangold (piesl), Kresse (khreis), Rauke (rukula), Radicchio (radikh), Erbsen (orbaslan), Radieschen, rote Rüben, Zwiebeln und Knoblauch. Ein eigener Bereich ist auch den Kräutern gewidmet: Schnittlauch, Minze, Kamille und Salbei findet man im saurischen Garten sehr häufig. Falls Sie mehr über Heilpflanzen erfahren möchten, klicken Sie hier.
Die genannten Gemüsesorten können jedoch nur im Frühling und Sommer verzehrt werden. Während der kälteren Jahreszeiten werden traditionsgemäß andere Gemüsesorten angebaut, wie Rüben, Kartoffeln und Weißkohl. Außerdem stehen im Winter häufig getrocknete Hülsenfrüchte auf dem Speiseplan.
Vom Garten auf den Tisch: Traditionsgerichte aus Sauris
Kartoffeln und kràut (gegorener Weißkohl) waren seit dem 19.Jh. ein Grundnahrungsmittel der Einwohner von Sauris während der harten Winterzeit. Aus Kartoffeln kann man Gnocchi und allerlei andere Gerichte (Friko und geréstata Gartùfelas) zubereiten oder sie zusammen mit Käse und dem typischen morgendlichen Mùes verzehren. Seit ihrer Einführung sind die Kartoffeln aus den Gärten und von den Tischen in Sauris nicht mehr wegzudenken. Weißkohl ist hingegen seit jeher ein Traditionsgemüse in Sauris. Er wird als Salat oder Püree zubereitet, konnte jedoch früher nur frisch verzehrt werden, da es noch keine Kühlschränke gab. Kraùt hingegen konnte aufgrund des Gärvorgangs den gesamten Winter über konserviert werden und diente als Grundlage für Gemüsesuppen, denen man auch Hülsenfrüchte und Kartoffeln hinzufügte. Ebenfalls häufig wird der Weißkohl in der Pfanne zusammen mit Speck geschwenkt zubereitet. Bis in die 60er Jahre war dieses Gericht ein typisches Abendessen in der Region. Zu besonderen Anlässen diente es außerdem als Beilage zu Bratwürsten, Kochwurst und Schweinerippchen.
Im Frühling, wenn der Schnee schmilzt, das Gemüse aber noch nicht reif ist, werden in Sauris viele Wildkräuter verwendet: Löwenzahn wird sowohl roh im Salat, als auch gekocht in der Pfanne als Beilage zu Eiern zubereitet. Brennnessel wurde als Zutat für Gemüsesuppen, Omelett oder – wie heute noch – für Gnocchi verwendet. Außerdem finden in der Frühlingsküche auch wilder Spinat, Taubenkopf-Leimkraut und gemeine Wegwarte umfassende Verwendung in der Erwartung, dass langsam das andere Gartengemüse heranreift.